Coaching und Abgrenzung
Kurzer historischer Rückblick
Der Ausdruck „Coach” bezeichnete ursprünglich im englischen Sprachgebrauch seit dem 16. Jahrhundert eine von Pferden gezogene Kutsche, der Kutscher wurde „Coachman“ genannt.
Das Bild der Kutsche in seiner Grundbedeutung vermittelt den wesentlichen Kern von Coaching: Die Kutsche ist Beförderungsmittel und bietet dem Reisewilligen die nötigen Voraussetzungen für die gemeinsame Reise von einem Ausgangspunkt A nach einem zuvor festgelegten Zielpunkt B innerhalb einer vereinbarten Zeit. Die Kutsche ist ein Fortbewegungsmittel, das den Reisenden fahrplanmäßig auf den Weg bringt, ihn begleitet und mit dessen Hilfe der Reisende an sein Ziel gelangt.
Umgangssprachlich wurde der Begriff „Coach“ 1848 zum ersten Mal als Bezeichnung für eine Person gebraucht. Studenten nannten so ihren Privatlehrer. Im 19. Jahrhundert hielt der Begriff „Coach“ zunächst in England und den USA Einzug in den Sportbereich und wurde im Zusammenhang mit dem Training zur Leistungssteigerung von Spitzensportlern verwendet. In den 1930er-Jahren gab es erste Überlegungen, wie Coaching sich auch zur Verbesserung beruflicher Leistung einsetzen ließe (vgl. Gorby 1937). In den 1970er-Jahren wurde damit begonnen, die Coaching-Methode für die Anwendung auf andere Lebensbereiche, Privat- und Berufsleben, anzupassen, zur Optimierung von Lebensqualität, Motivation und Arbeitsleistung sowie zur besseren Erreichung von Zielen.
In Anlehnung an die Grundbedeutung des Kutschenbildes ist Coaching heute als Wegbegleitung auf Zeit verstehen. Der Coach bietet zeitlich begrenzte Hilfestellung in Veränderungsprozessen, mit der Intention, dass durch den Prozesses der Klient in die Lage versetzt wird, die Zügel selber in die Hand zu nehmen, selbständig die Kutsche weiter zu lenken und somit selbst zu seinem Coach wird.
Schließlich benötigt er den professionellen Coach nicht mehr, um seine Ziele zu erreichen. Insofern lässt sich Coaching auch als Hilfe zur Selbsthilfe verstehen. Einer eventuell befürchteten Abhängigkeit widerspricht die grundsätzliche Bedingung eines jeden professionellen Coachings, dass der Klient die Eigenverantwortung nicht abgibt, sondern als gleichberechtigter Partner aktiv an der angestrebten Zielerreichung mitarbeitet.
Heute gilt Coaching als äußerst wirkungsvolle Methode zur beruflichen und auch zur persönlichen Weiterentwicklung. Sie kann im Grunde bei allen offenen Fragen beruflicher oder privater Natur weiterhelfen. Coaching im Rahmen der persönliche Entwicklung beispielsweise für die Ablösung alter, blockierender Überzeugungen und Verhaltensmuster und für die Entwicklung neuer, stärkender Denkmuster und adäquater Verhaltensweisen eingesetzt werden. Ebenso gut im Business-Bereich, etwa um Rollen- und Wertekonflikte im Zusammenhang mit äußeren Veränderungen (Umstrukturierung, Beförderung et.) zu lösen.
Was Coaching nicht ist
Coaching ist keine Dienstleistung. Der Klient gibt die Verantwortung nicht ab an den Coach, umgekehrt übernimmt der Coach nicht die Verantwortung für seinen Klienten. Ein solches hierarchisches Verhältnis findet sich üblicherweise in klassischen Beratungen, Behandlungen oder Montagen durch Experten, z.B. Gesundheitsberater, Ärzte, Handwerker.
Im Gegensatz dazu geht es beim Coaching darum, miteinander den Veränderungsprozess zu gestalten. Coaching ist eine Arbeitsbeziehung zwischen Klient und Coach, die auf Augenhöhe stattfindet. Coach und Klient sind gleichwertige Partner, und der Klient behält bzw. übernimmt die volle Eigenverantwortung. Beide, Coach und Klient sind gleichermaßen aktiv an dem Coaching- Prozess beteiligt und für sein Gelingen verantwortlich.
So gesehen ist Coaching zu verstehen als ein partnerschaftlicher Arbeitsprozess auf Zeit, in dem es darum geht miteinander Ziele zu erreichen. Coaching lässt sich zwar unter dem Oberbegriff Beratung einordnen, es gibt jedoch inhaltlich eine ganze Reihe von Unterschieden zur Beratung, von denen hier nur einige aufgezählt werden.
Grundsätzlich ist Coaching prozess-orientiert (Prozessberatung). Die klassische Beratung ist eher fachbezogen. Hier wird fachspezifisch Wissen vermittelt, Ratschläge und fachliche Belehrungen erteilt, etwa in der Rechtsberatung durch Anwälte, in der Gesundheitsberatung durch Arbeitsmediziner usw. Eine derartige Dienstleistung kann der Coach nicht bieten. Jedoch ist der Coach seinerseits Experte für die Prozessgestaltung und fachlich entsprechend ausgebildet.
Hervorzuheben ist der hierarchische Charakter der klassischen Beratung, während Coaching nur auf einer gleichberechtigten Ebene funktionieren kann. Während die Beratung an der Sache orientiert ist, orientiert sich das Coaching an der Beziehung zwischen Coach und Klient. Coaching beschäftigt sich mit dem Erleben des Klienten, Beratung sachlich mit rein fachlichen Angelegenheiten.
Coaching ist eine rein freiwillige Angelegenheit, Beratung wird häufig durch äußere Sachzwänge, z.B. finanzielle oder juristische in Anspruch genommen.
Der Fachberater versucht das Problem seines Klienten zu lösen oder es ihm abzunehmen. Der Coach erarbeitet gemeinsam mit seinem Klienten Lösungen oder Strategien. Denn Coaching hat die Aufgabe, individuell zum Klienten passende Lösungen zu entwickeln und keine Standardlösungen wie es in einer typischen Fachberatung häufig der Fall ist.
Dennoch ist es nicht ausgeschlossen, dass wie in jeder Beziehung auch einmal fachbezogene Ratschläge oder die persönliche Meinung des Coaches hilfreich sein kann, wenn dies für den laufenden Coaching-Prozess sinnvoll und förderlich erscheint und der Coach über die entsprechende fachliche Kompetenz verfügt.
Gemeinsamkeiten von Coaching und Beratung
Beiden gemeinsam ist die strikte Zielorientierung. Beide sind nicht geeignet bei schweren psychischen Problemen. Dann braucht es eine fundierte Psychotherapie.
Wenn etwas keinen nachhaltigen Effekt hat, war es kein Coaching.
Thomas Schulte, „Coaching ist kein Seelenstriptease“; 22.06.2012 Handelsblatt
Coaching ist ein interaktiver und personenzentrierter Begleitungsprozess, der berufliche und private Inhalte umfassen kann (Coaching- Report 2016)
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